The Amercian Way of Life
3. England und Frankreich
Diese beiden europäischen Seemächte sind die wichtigsten Geburtshelfer für diesen neuen Staat, beide ursprünglich ausgesprochen royalistisch orientierte Herrenvölker. Durch ihre Kolonialpolitik waren ihre Sprachen für den Handel notwendige Weltsprachen, wobei dem einfacher zu lernenden Englisch immer mehr
der Vorzug gegeben wurde. So wurde für exotische Völker ein sogenanntes Pidgin-Englisch erfunden, einer künstlichen Mischsprache aus stark begrenzten Englisch und aus vor allem ostasiatischen und afrikanischen Anleihen. Diese Kunstsprache war vor allem für eine Verständigung in den Kolonien gedacht. Doch mit der steigenden Dominanz der USA auf dem Markt und damit auch in der Politik wurde eine allgemeine Übernahme des „American Way of Life“ als Kultur üblich. Diese unheimliche Entwicklung des Denkens zeigt sich im Gebrauch der Sprache und in der Folge auch in der musikalischen Kultur. Heute singen beispielsweise schon Kinder englischsprachige Songs und kaum mal ein Heimatlied. Doch über die Sprache erfolgt auch eine Vereinheitlichung des Denkens. In der Moderne ist das Modell des amerikanischen Kapitalismus ein voller Erfolg, was bisher keiner ideologischen Lehre und keiner Religion so undifferenziert gelang. Offenbar wurden hier die menschlichen Eigenheiten am besten umgesetzt, was doch zu denken gibt.
Der geschichtliche Weg zu dieser Entwicklung führt über die vor allem in Frankreich und England erfolgten technischen Erfindungen und industriellen Umwälzungen, die Produktion und Politik fundamental beeinflussten. Selbstredend haben auch andere europäische Staaten Wesentliches zum industriellen Fortschritt beigetragen,
doch der Samen zur industriellen Revolution wurde ca. in der Zeit von ca. 1760 - 1840 in diesen beiden Staaten geboren, um 1770 in Schottland und Wales. Es waren vor allem die Erfindungen der Dampfmaschine durch Thomas Savery 1696/99 und 1769 durch Watt, der Spinnmaschine 1738 durch Wyatt, des mechanischen Webstuhls
durch Cartwright und später des Elektromotors 1837 durch Thomas Davenport und die theoretischen Arbeiten des englischen Nationalökonoms Adam Smiths 1723 - 1790, die eine neue Produktions- und Marktsituation zur Folge hatten. Die bis dahin weitverbreiteten Webstühle in privaten Stuben verschwanden und damit die Heimarbeit;
die Landbevölkerung verarmte somit in kurzer Zeit. Als Ausweg gab es nur die beiden Möglichkeiten des Wegzugs in die städtischen Zentren oder nach Übersee.
Die von Adam Smiths prophezeite bessere Aufteilung der Arbeit durch die industrielle Fertigung endete in einer rücksichtslosen Ausnützung der Arbeitskräfte und einer industriell noch rationelleren Fertigung wie dem Montageband. Es ermöglicht ein fixfertiges Auto innerhalb einer Stunde zu bauen (Ford ca. 1920). Es endete in der heute üblichen Überschwemmung des Marktes mit billiger Ware mit einer Lebensdauer bis etwas über die Garantiezeit. Statt teurer Reparaturkosten ist die Neuanschaffung die Regel. Das ahnte allerdings schon Adam Smith, was seine berühmte „Needle-Rede“ im Jahre 1778 bei Antritt seiner Berufung zum Zollkommissar in Schottland belegt. Darin wurde ihm bewusst, dass die maschinelle Fertigung von Nadeln eine Überschwemmung des Marktes mit Nadeln zur Folge haben wird, die niemand benötigt. Diesem unnützen Zuviel jedoch wurde keine Beurteilung der Folgen für die Ressourcen geschenkt, sondern nur der Vorteil für die Förderung des Arbeitsmarktes mittels Arbeitsteilung gelobt. Heute allerdings sollte man es besser wissen. Man versucht zurzeit die katastrophalen Folgen für die weltlichen Reserven über Recycling der sich anhäufenden Abfallberge zu korrigieren. Doch unter dem Strich gleiten wir in ein Verschwinden der natürliche Vorkommen, wie es bereits mit Tieren und Pflanzen geschieht. Von Nachhaltigkeit wird gerne geschwatzt ohne Grundsätzliches zu unternehmen (siehe dazu „Nachhaltiges Dilemma).
Deser einseitigen Förderung der maschinellen Fertigung bei gleichzeitiger Zerstörung des Kleingewerbes, mit neuen Möglichkeiten, den Markt über das Kapital zu steuern, hatte eine erstmalige Opposition durch die sogenannten „einfachen Leute“ zur Folge. Weder der alte Geldadel, der Adel und noch die neuen Unternehmer hatten gleiches dagegen zu setzen. Es kam zum Aufstand in England, in Frankreich und in der Folge auch auf dem Kontinent. Die ersten demokratischen Korrekturen erfolgten und vor allem wurde als politische Neuerung die Idee einer sozialen Gesellschaft mir besserer Berücksichtigung der Lebensbedingungen für alle geboren. An diesem Postulat wird noch heute herumgestritten.
In diese absolut neue Situation von Produktion und Markt wurde auf einem „neuen“ Kontinent eine neue Grossmacht als Ableger des alten Europa geboren. Die Folgen sind ein wesentliches Element der heutigen Misere.