The Amercian Way of Life

3. Der Yankee

Mit dieser absolut forcierten Entwicklung eines ganzen Kontinents wurde innert 250 Jahren ein neuer Menschentyp geboren; Unbeschwert von scholastischen Theorien, durch den harten Alltag des Kolonialisten praxisbezogen und mir der Waffe bereit sein Eigentum zu verteidigen. Die Indianerkriege dauerten bis 1890; die sogenannten Rothäute wurden praktisch ausgerottet, vor allem schlussendlich durch Dezimierung durch Krankheiten und Alkoholmissbrauch. Ihre Bräuche wurden Folklore; selbst der letzte grosse Häuptling Sitting Bull wurde in einer Westernschau vorgeführt. Er verstarb 1890.

Die Erschliessung dieser noch urtümlichen Natur erfolgte mit Trecks und Pelzjäger. Die Urwälder wurden sukzessive gerodet, die weiten Steppen zu Landwirtschaftsland umgepflügt, innert 150 Jahren veränderte sich die Landschaft vollkommen. Der planende Mensch übernahm die Führung im sich abzeichnenden neuen Staat. Ein flächendeckendes Eisenbahnnetz wurde 1826 in Massachusetts begonnen und endete mit dem berühm­ten „goldenen Nagel“ 1869. Mit menschenverachtender Energie und einem tiefen Glauben an die Bedeutung moderner Techniken wie Verkehr, Telegraphie und Dampfkraft wurde dieses Riesenwerk vorangetrieben. Dank einer massiven Immigration von chinesischen Arbeitskräften, die auch der Ursprung späteren „China-Towns“ in den städtischen Zentren sind, wurde eine flächendeckende Entwicklung dieser riesigen Ländereien erst ermöglicht. Diese unglaublich schnelle Erschiessung des Landes förderte die Idee für den Zusammenschluss zu einem neuen Gross-Staat. Zukunftsweisend auch der Glaube an das moderne „NOWHOW“, an „BIGTECH“ und an die Daten- und Informationstechniken als den Grundstein für eine Zukunft eines Weltmarktes Das klare Gegenbeispiel ist das russische Riesenreich der Zaren, dass bis in die Moderne noch riesige Naturflächen aufweist und teilweise noch schwer zugänglich ist. Diese Vorgehen zeigt eine bemerkenswerte, weitsichtige und technische Planung dieser ersten Kolonialisten, die offensichtlich von Beginn an entschlossen waren, einen neuen, mächtigen Staat aufzubauen. Diese kunterbunte Mischung europäischer Rassen, Kulturen und vor allem sektiererischen Christen, mit dem eisernen Willen eines Neubeginns des Lebens in urtümlicher Natur, entwickelte eine enorme Dynamik, nicht nur des Überlebens, sondern auch des Zusammenlebens. Die Probleme wurden trotz ständiger Revisionen bis heute nicht restlos gelöst. Die als vorbildlich geltende Verfassung ist seit 2020 revisionsbedürftig.

Doch es entwickelte sich eine neue zivile Kultur in einem Staat mit damals wegweisenden Neuerungen. Die amerikanische Verfassung von 1788 gilt heute noch als eine der demokratischsten weltweit, wenn auch immer stärker revisionsbedürftig durch die ungelöste Integration der ehemaliger afrikanischer Sklaven, von denen es nach blutigem Bürgerkrieg 1861 - 1865 um 1 Million in den südlichen Provinzen gab. Doch es ist unbestritten, dass eine neue Weltmacht sich zu melden begann. Ein „neuer“ Homo entstand, der Amerikaner oder eben: „Yankee“ und mit ihm eine kulturelle Veränderung mit weltweitem Einfluss. Er wird auch amerikanischer Kapitalismus genannt, da mit dem neuen Denken die mechanisierte Produktion mit einem Überangebot und somit forciertem Zwang zu Verkauf und Umsatz die Bedeutung des Kreditwesens und somit der Bankenwelt und des Marktes ganz wesentliche Elemente des Alltags wurden. Das Denken wurde vor allem kommerzialisiert und Geld der wichtigste Faktor der Planung. Diese Verlagerung der Denk- und Planungsgrundlage wurde noch verschärft, als sich nach Bretton Wood 1944 der Dollar als Weltleitwährung durchsetzte (siehe auch „Geld regiert die Welt“). Der Weltmarkt musste den neuen Kontinent in allen marktpolitischen Planungen als „Primus inter pares“ berücksichtigen. Der Yankee wurde zum Prototyp des modernen, erfolgreichen Menschen im endenden 19. Jahrhunderts und der über Jahrtausend bestimmende Europäer übernahm seinen eigenen Klon als Vorbild.

ln einer Welt, die Humanismus, Empathie und Nachhaltigkeit wieder vermehrt berücksichtigt, scheint die Zukunftsplanung in einer Sackgasse zu stecken. Die europäische, grossbürgerliche bis adlige Kultur wurde ersetzt durch geld-, handel- und konsumbetonte Schulung schon in den Grundschulen. Wer muss heutzutage noch klasssische Gedichte auswendig lernen? Es ist somit nicht verwunderlich, dass in den Nachkriegsgenerationen der „Ammerican Way of Life“ tief verwurzelt ist. Neben dem neuen Lebensstil und dem Dollarimperium haben die Amerikaner überall auf der Erde starke Stützpunkte installiert. Die politische und wirtschaftliche Steuerung ist daher bereits durch Unterwanderung gut vorbereitet. Es dämmert zur Zeit der politischen Elite in Europa, dass sie wieder vermehrt Eigenständigkeit und Eigenverantwortung zu übernehmen haben. Mit dem Slogan: „America first“ ist die Illusion einer engen verwandschaftlichen Beziehung vorbei. Es bedarf einer vollkommenen und ehrlichen Auslegeordnung der Fakten, wie es dazu kam und ob und was zu korrigieren ist. Vor allem die fundamentalen Zusammenhänge müssen weniger punktuell als komplexer betrachtet werden, denn eine Entwicklung läuft heute kaum mehr gradlinig. Dies macht die Kritik zu einem Gewebe und der alte, lineare Wahrspruch: These, Antithese, Synthese ist zu professoral.