The Amercian Way of Life
2. Die neue Arche
Neuere Funde zeigen, dass es verschiedene Ausgangspunkte für die Verbreitung des ersten Menschen geben muss. Hier wird nur die Wanderbewegung aus Afrika über die Landbrücke nach Kleinasien berücksichtigt, die den sogenannten „Europäer“ entstehen liess. Dieser entwickelte sich über die Jahrtausende zum führenden Homo Sapiens“ der Erde. Vor allem wurde der Machthunger durch Wissenschaft und Technik kombiniert mit einem immer gewichtigeren Instrument der Politik genährt. Die zwei Jahrtausende nach Christus nahmen eine immer hektischere Fahrt auf in der Anwendung von technischen Erneuerungen und in der Folge auch in der Umsetzung im täglichen Leben. Zur Zeit macht sich die Erkenntnis breit, dass irgend etwas fundamental schief läuft. Zudem scheint sich die bisherige Welt-Führungsrolle aus Europa eher nach Asien zu verlagern. Doch dazwischen muss eine gravierende Rolle eines europäischen Clons von enormer Potenz beleuchtet werden, der diesen Prozess ganz wesentlich beeinflusst und für Europa lange als Arche diente: Amerika.
Der alte Kontinent litt bis ins 17. und 18. Jahrhundert an der unqualifizierten Herrschaft sogenannter „Adliger“, einer nach und nach durch Kriege, Verheiratungen und Intrigen stark und wohlhabend gewordenen Klasse. Was ursprünglich durch den zivilisatorischen Fortschritt in Familien und Clans sich natürlich ergeben hatte, war zur einer Gesellschaftsordnung geworden, vertreten durch Politiker. Was einst in Intelligenz, Kraft, Mut und Führungsqualität begründet war, degenerierte in eine rein gesellschaftliche Konvention. Entsprechend chaotisch entwickelte sich auch die europäische Geschichte. Die Schichten ohne Recht wurden masslos ausgebeutet , lebten am Existenzminimum und waren bei Epidemien hilflos dem Schicksal ausgeliefert. Das klassische Beispiel ist der „dreissig jährige Krieg“ von 1618 - 1648 mit einer Pestpandemie, die in Mitteleuropa ganze Landstriche und selbst Städte leerfegte. Die in Palästen und in Luxus lebenden Adligen wurden für das Volk ein steigendes Ärgernis. Immerhin hatte der stete Hunger nach Gold eine neue Epoche der Entdeckungsreisen initiiert, was zu der unerwarteten Entwicklung eines neuen Kontinentes als Ableger der sogenannt „alten Welt“ führte.
Der Genueser Seefahrer Christoph Kolumbus hatte sich vorgestellt, dass eine Reise nach dem unerforschten Westmeer den Seeweg nach den märchenhaften Goldländern Indien und vor allem Gipangu (Japan) näher sein müsse, als die gefährliche Umschiffung Afrikas, die 1498 Vasco da Gama geglückt war. Allerdings waren die Wikinger 948 bereits Gründer einer kleinen Kolonie in Labrador, doch die Verbindung zu Grönland reisst durch Klimaveränderung nach 1400 ab. Somit war dieser neuentdeckte Kontinent nur durch indigene Einwohnern besiedelt, die vor allem im nördlichen Teil im Stadium der Jäger und Sammler stehen geblieben waren, dank einer üppigen Natur. Allerdings waren diese Ureinwohner bereits weitläufig vernetzt und als Völker gut organisiert, lebten jedoch ohne Expansionszwang. Die Völker Süd- und Mittelamerikas wiesen eine hohe, eigene Kultur auf, die in der Folge verloren ging.
Wesentlich war, dass Kolumbus auf der Westindischen Inselgruppe den neuen Erdteil erreichte. Somit glaubte er auch, die den Weg nach Gipangu versperrende, grosse Hauptinsel südlich umsegeln zu können. Die ihm nachfolgenden portugisischen und spanischen Seemächte sandten daher ihre gewalttätigen Erobererkolonnen immer weiter südwärts. Ihre rücksichtslose Gier nach Gold unter Missachtung der bestehenden Kulturen ist kein Ruhmesblatt der christlichen Geschichte. Und doch entpuppten sich die katholischen Besetzer in der Folge als die anpassungsfähigeren Kolonisatoren, in dem sie sich ohne Tabus mit den Einheimischen durch Heirat vermischten. Es ergab sich ein mehr oder weniger tolerantes Zusammenleben der Rassen. Auf dem Nordkontinent jedoch bestimmten stark calvinistisch beeinflusste Sekten die Geschichte, ohne jede Toleranz gegenüber den Ureinwohnern. Die indianischen Völker wurden quasi als Wilde ohne Landrecht ausgerottet. Das im „Wilden Westen“ besetzte Urland der jagenden Völker wurde von den emigrierten Weissen kolonisiert. Trotz Bürgerkrieg sind Nachwirkungen der Sklavenhaltung von Schwarzen in der Missachtung der Rechte von Farbigen geblieben. Rechtlose Arbeitskräfte sind der Traum jedes kapitalistischen Planens; in den Robotern zeichnet sich eine neue Möglichkeit ab. Der moderne Mensch hat einen willigen Sklavenersatz gefunden.
Als eigentlicher Entdecker des amerikanischen Nordkontinentes gilt der Florentiner Giovanni Caboto, der in englischem Auftrag den Seeweg nach Indien suchte. Es folgten ihm in französischem Auftrag Verrazano und Cartier. Damit war die Erschliessung des Nordens Sache von Frankreich und England. Der Kampf um die Vormacht der europäischen Königshäuser entbrannte nun auch in der neuen Welt und dauerte 7 Jahre. Das Pendel neigte sich zu Gunsten des englischen Königshauses, dank der Überlegenheit der englischen Flotte, die den Seeweg für den Nachschub beherrschte. Die Siegermacht war England und der Auschluss Frankreichs wurde 1763 im Pariser Frieden geregelt. Nordamerika wurde Teil des britischen Commenwealths, was in der Folge für die Vereinbarungen des stark französisch geprägten Canada von Bedeutung ist.
In diese neue Epoche der sterbenden Monarchien und der aufkommenden Industrialisierung begannen sich die ökonomischen Bedingungen zu ändern, der Kapitalmarkt wurde eine wesentliche Grösse mit der unbedingten Forderung nach Rendite und brachten damit eine Verschärfung der Lebensbedingungen für die besitzlosen Schichten. Doch im Gegensatz zum Mittelalter realisierten diese eine Verschärfung der sozialen Verhältnisse. Nicht ohne Grund nennt man diese Phase die Zeit der Aufklärung. Doch nicht nur die Welt des Denkens veränderte sich, sondern auch die Arbeitswelt und damit das tägliche Leben. Die Besitzlosen, gewohnt bei Katastrophen wie Missernten, Dürren und Kriegen in Elend und Hunger zu leben, gerieten nun auch bei wirtschaftlichen Problemen in lebensbedrohende Lagen. Soziale Hilfe gab es nirgends ausser Nächstenliebe mitleidiger Seelen. So steigerte sich die stille Wut zu Aufständen und Revolutionen oder in die natürliche Reaktion der Flucht. Die Entdeckung eines neuen Erdteils kam just zur rechten Zeit als Ventil zur Kolonialisierung durch Emigration.
Ein wesentlicher Faktor muss hier noch eingeflochten werden. Auf dem alten Kontinent sind die Länder mehrheitlich aus bis zu mehreren tausend Jahren ansässigen Urvölkern entstanden, mit einem starken, gegendbezogenen Heimatgefühl. Der Kontakt zum eigenen Boden und eigenen Gegebenheiten der Natur war damit ausgeprägt und formte die Generationen. Diese Bodenständigkeit und das Ortstypische entwickelte kulturelle und charakterliche Eigenheiten mit einer eigenen Sprache. Daraus entwickelte sich ein friedliches Zusammenleben mit eigenen Strukturen und Organisationen. Europa wurde damit ein Vielvölker - Konglomerat, das in der jetzigen Zeit ein homogenes Gesamt-Europa politisch offensichtlich erschwert, trotz einer Zentralregierung und einer eigenen Währung. Der Europäer ist immer noch Heimat-Bewohner dieses Kontinentes in aller ethnischen Verschiedenartigkeit. Der nördliche Teil von Amerika nahm eine ganz neue Entwicklung.