Das nachhaltige Dilemma des Homo Sapiens

3. Die zivilisierte Welt

Als der homo sapiens entdeckte, dass er in das natürliche Geschehen eingreifen konnte, begann die Zivilisation. Für alle Zeiten vorbei, in der die Natur allein den Lebensrhythmus vorgab, da der Zufall allein über Glück und Elend des Daseins entschied. Der Mensch nahm seinerseits Einfluss auf das natürliche Geschehen. Die nackte Unschuld von „Adam und Eva“ mitsamt dem Garten Eden ging verloren; der Mensch selber wurde zum Schöpfer. Er baute sich seine eigene Welt in die natürliche Welt, die jedoch mit dem Wachstum der Menschheit die Harmonie zu dieser verloren hat. So stellt sich nun die Frage, was da Nachhaltigkeit tatsächlich heisst. Bisher scheint nur Wachstum der Menschheit samt Verbrauch nachhaltig zu bleiben. Nachhaltig verschwinden die natürlichen Energieträger und Reserven und was man sonst noch alles vergewaltigt und malträtiert hat. Somit bleibt die Frage, ob der heutige, zivilisierte Mensch überhaupt noch ohne fundamentales Umdenken und Neugestalten seiner Zivilisation nachhaltig leben kann. Änderung ist heute unbestritten und Korrekturen werden eingeleitet. Doch es dämmert die Erkenntnis, dass die Problematik bereits in den Fundamenten unsere Zivilisation liegen könnten und Flickereien nie genügen. Die menschliche Intelligenz gefordert, ihre bisherige Philosophie des Strebens nach einem materiell besseren Leben zu überdenken, um harmonischer mit den natürlichen Vorgaben umgehen zu können. Mitmenschen wurden und werden versklavt, Tiere wurden und werden versklavt; man nutzt die Kräfte anderer, um selbst besser leben zu können. Mit der Acht von Sklavenarbeit forciert man den Bau von Robotern,um schneller zu sozial gerechteren Lohnkosten produzieren zu können. Doch das eigentliche Ziel ist eher eine verbessert Kosten Nutzenrechnung als soziale oder Aspekte der Umwelt. Das Universum jedoch kennt nur seine Gesetze und duldet auf Dauer in diesem Rahmen das Wirken der Menschen. Nachhaltigkeit erfinden nicht wir Menschen – Nachhaltigkeit ist ein universelles Axiom.

So ist der Weg das Ziel, da eine definitive Nachhaltigkeit unmöglich ist. Denn die Ursache des Problems ist der Mensch an und für sich. Aus dem reinen Naturmenschen ist, dank seinen Fähigkeiten, Neues zu schaffen, ein wenig naturkonformer Verbrauchs, ja auch Genussmensch geworden. Ein Zivilist, der bei Erfolg die Möglichkeit hat, weit über sein Existenzminimum hinaus zu gehen. War der Ursprung des homo noch das einzelne Individuum als Jäger und Sammler, so veränderte sich mit dem Denken seine Beziehung zum Nächsten. Der Nachbar wurde Konkurrent, Genosse, Kunde, Hilfe und auch Feind. Da Denken Sinn und zweckgebunden ist, wird bei jedem Prozess die Umwelt bewertet und klassifiziert. Bei dieser Neigung ergab sich automatisch die Soziabilität, die Neigung zur Gemeinschaftsbildung bei gleichen Interessen und Sorgen, vor allem in der gleichen Sippe. Heutige Ausgrabungen, z.B. im Zweistromland Jordanien belegen die Existenz von riesigen Siedlungen bereits vor um 10 000 Jahren (Jericho). Damit war der absolute Bruch zwischen dem Einzelkämpfer, der ausschliesslich von und mit der Natur lebt, und dem zivilisierten Individualisten als Person und Persönlichkeit in einer immer unnatürlicheren, selbsterschaffenen Umwelt vollzogen. Es begann ein unaufhaltsamer Aufstieg des Menschen in eine neue Welt nach seinen Vorstellungen, Begierden, Erfolgen und Katastrophen.

Das Jahr 2020 mit der weltweiten Pandemie hat unterschiedliche Schichten zu kritischen Stellungsnahmen angeregt. Politische Entscheide und wissenschaftliche Gutachten werden angezweifelt. Da in jeder Meinung ein Körnchen Wahrheit steckt, sind grundsätzliche Überlegungen zu neuem Denken dringend notwendig, soll nicht das Vorhandene im Chaos einer unproduktiven Kritik versinken. Man kann nur hoffen, dass dabei Vernunft und Anstand obsiegen, in Wahrheit und Liebe.