Das nachhaltige Dilemma des Homo Sapiens
4. Ein Urinstinkt
Die ursprüngliche Erde haben die Menschen vollkommen mit ihren Tätigkeiten in Beschlag genommen, ausgenützt bis zur Schädigung. Ihr kreativer Geist macht in der Moderne vor keinem Naturbaustein mehr Halt und will es nutzen. Bereits hat man gefährliche Grenzwerte überschritten in der Überzeugung, dass unser Wissen alles beherrschen kann und wird. Die ehrliche Realität weist allerdings andere Ergebnisse aus, die eher auf eine permanente Flickerei hinweisen. Massgebend ist die Gier und der Hunger nach einer immer besseren Existenz, die in den Richtlinien des Kapitalismus verankert sind.
Schon 30 000 Jahren beweisen aufgefundene Grabstätten gab es soziale Unterschiede, wobei schon damals offenbar der ungleich verteilte Besitz ein wesentliches Merkmal des Ansehens war. Noch waren es bei diesen Funden Werkzeuge, die später eher durch Waffen ersetzt wurden, doch bereits auch Schmuck und kostbare, rare Steine. Doch die ungleiche Verteilung von Besitz beschleunigte sich mit der landwirtschaftlichen Revolution vor 12 000 Jahren und der Industrialisierung in der der Zeit des 16. und 17. Jahrhunderts. War vorerst Landbesitz in immer weniger Händen das Zeichen von Macht und wurde gar geadelt, wurden die Produktionsmittel immer entscheidender. Hier entstanden neue Gesellschaftsklassen: der Geldadel und das Proletariat. Doch schon diese zwei Klassifizierungen zeigen ein wachsendes Auseinanderdriften in reich und arm. Mit dem steigenden Verlust der Naturbezogenheit entwickelte sich ein immer komplizierteres Geflecht des Zusammenlebens, indem jeder einzelne Mensch einbezogen ist. Er lebt wie nie zuvor in Überfluss oder gleitet ab in Armut. Der soziale Status hängt an Macht und Reichtum. Dieses Problem scheint verankert zu sein in menschlichen Genen und kann, wie Leben und Tod für den Einzelnen, das Ende der Rasse bedeuten. Denn die rasant fortschreitende Aufsplittung der Menschheit in eine Klasse der Superreichen zu einer stetig wachsenden Mehrheit der Bedürftigen in einem krassen Missverhältnis wird in einer Katastrophe enden. Die Weltgeschichte dokumentiert diesen Ablauf in unzähligen Beispielen. Allerdings ist die Diskrepanz zwischen den Besitzenden und dem Rest der Menschheit noch nie dermassen krass gewesen wie dato. 1 Prozent ist im Besitz des halben Weltreichtums. 100 Familien besitzen ebenso viel wie 4 Milliarden der Ärmsten. Und es ist nicht wie anno dazumal vor allem Länderbesitz der Adeligen. Dieser Reichtum splittet sich auf in alle nur denkbaren Finanzierungen und spekulativen Investitionen. Die ehemals wichtigsten Kolonialstaaten und die USA haben sich seit der Entkolonialisierung 1980 16 kleine Kolonien gesichert, die heute als Militärstützpunkte oder als Offshore Finanzplätze dienen. In Verbindung mit den elektronischen Möglichkeiten und dem virtuellen Geld (bit coins) sind damit die Manipulationen auf dem Markt weitgehend unkontrollierbar und unübersichtlich geworden.
Mit Kapital kann man sich einerseits bereichern und anderseits die Welt steuern; diese weltliche Grundwahrheit ist dem homo sapiens spätestens nach der landwirtschaftlichen Revolution bewusst und ein Kompass geworden. In dieser Epoche von fundamentaler Bedeutung wurde der Samen für die gesellschaftliche Struktur unserer Gattung geboren. Ein Besitzer erfand das Geschäft mit Habenichtsen. Doch in einem modernen Staat kann man nicht soziale Demokratie predigen und im praktischen Leben versinken die Völker stetig in die Armut. Doch was ist Reichtum überhaupt, das als Fundament für die Ausübung von Macht dient? Als Zähleinheit dienen Devisen oder Geld; seit Abschaffung von Golddeckung und Staatsgarantie reiner Glauben an die Absprachen unter Staatsbanken, basierend auf Versprechen.